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In Memoriam - Prof. Dr. med. Günter Korting (23.09.1919 bis 1.12.1994)

Günter Waldemar Korting wurde 1919 als Sohn eines Industriekaufmanns im oberschlesischen Hindenburg geboren. Er besuchte das humanistische Gymnasium in Gleiwitz. Nach dem Eintritt in die Wehrmacht im Jahr 1937 studierte er von 1938 bis 1943 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin Medizin. Das Studium wurde während des zweiten Weltkriegs durch die Teilnahme an den Feldzügen in  Polen, auf dem Balkan, in Russland und Kreta wiederholt unterbrochen. Mit der Arbeit „Beitrag zur Kenntnis des Morbus Paget“ wurde Korting 1943 unter Prof. Dr. med. Dr. med. vet. h.c. Dr. med. h.c. Heinrich Adolf Gottron in Breslau promoviert. Gottron stammte aus Oppenheim südlich von Mainz. Nach Besuch des Rhabanus-Maurus-Gymnasiums und Studium der Medizin war er vorübergehend am städtischen Krankenhaus Mainz tätig, wo er auch mit Dr. Hugo Müller – dem späteren ersten Leiter der Abteilung für Hautkrankheiten - zusammengetroffen sein muss, der zu dieser Zeit in privater Praxis und am Festungslazarett tätig war. Kortings und Gottrons Wege sollten sich nach dem zweiten Weltkrieg zunächst in Tübingen und später auch in Mainz, wo Gottron seinen Lebensabend verbrachte, wieder kreuzen. Zuvor jedoch sollte Korting nach seiner Gefangennahme 1945 in Jugoslawien fünf Jahre in Kriegsgefangenschaft in Mazedonien verbringen. An der Universitätshautklinik Skopje konnte er ab 1947 die, bereits 1943 in Breslau begonnene, dermatologische Ausbildung fortsetzen. Hier konnte er auch bereits erste klinisch-experimentelle und kasuistische Arbeiten hervorbringen. Von 1951 bis 1961 war Korting zunächst als Volontärassistent, später als wissenschaftlicher Assistent und zuletzt als Oberarzt unter Prof. Gottron in Tübingen tätig. Gottron war im Jahr 1946 auf den Lehrstuhl für Dermatologie in Tübingen berufen worden. Im Jahr 1953 habilitierte Korting mit seiner Arbeit über die Pathogenese des endogenen Ekzems. Während seiner Zeit in Tübingen erwarb sich Prof. Korting einen hervorragenden Ruf als Diagnostiker und akademischer Lehrer. Seine Publikationen zu Sklerodermie, endogenem Ekzem, Hautveränderungen bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, Mangelkrankheiten und weiteren Themen belegen sein stetes Bemühen um die Erweiterung des dermatologischen Wissens. Folgerichtig stand er auf den Berufungslisten für die Ordinariate der Universitäts-Hautkliniken in Marburg, Tübingen und Mainz. Er folgte 1961 schließlich dem Ruf nach Mainz, um dort Prof. E. Keining auf dem Lehrstuhl für Dermatologie nachzufolgen. Prof. Korting war über die Hautklinik hinaus engagiert und bekleidete das Amt des Dekans der medizinischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität sowie für insgesamt 8 Jahre die Position des ärztlichen Direktors des Universitätsklinikums Mainz. Im Rahmen von Rufabwendeverhandlungen - Rufe auf die dermatologischen Lehrstühle in Kiel und Heidelberg lehnte er letztlich ab - konnte Prof. Korting den Bau eines neuen Gebäudes für die Hautklinik erwirken. Zuvor war die Hautklinik auf die Gebäude 10, 11, 25 und 16 verteilt. Das neue Gebäude 401 mit 151 Betten, die auf 7 Stationen (fünf dermatologische Stationen und jeweils eine gastroenterologische sowie neurologische Station) verteilt waren, zahlreichen Funktionsabteilungen, Forschungslaboratorien, modernem OP und einem Hörsaal galt zu diesem Zeitpunkt nicht nur national als modernes Klinikgebäude. Unter seiner wohlwollenden Förderung habilitierten sich die Dres. Brehm, Holzmann, Denk, Bork und Schramm. Prof. Dr. med. Georg Brehm, der Korting bereits seit Tübinger Zeiten begleitet hatte, wurde Chefarzt in Ludwigshafen. Prof. Dr. med.  Holzmann übernahm das Ordinariat für Dermatologie an der Goethe-Universität in Frankfurt. Im Jahr 1985 konnte Prof. Korting noch die Habilitation seines 1952 in Tübingen geborenen Sohnes Hans Christian Korting an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Thema „Wirksamkeit und Verträglichkeit neuer Cephalosporine bei Gonorrhoe“ miterleben, der in die dermatologischen Fußstapfen seines Vaters getreten war. Im Alter von 75 Jahren starb Prof. Günter Korting nach Jahren schwerer Krankheit. Seinen Weggefährten blieb er als hervorragender Kliniker, Wissenschaftler und humanistisch gebildeter Gesellschafter in Erinnerung. Prof. Korting war Ehrenmitglied bzw. korrespondierendes Mitglied der dermatologischen Gesellschaften in Frankreich, Italien, Österreich, Spanien, Österreich, Jugoslawien, Bulgarien und Ungarn, der deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und der Akademie der Wissenschaften zu Rom. Er war Mitglied des Ausschusses der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, des wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer und des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr. Darüber hinaus war er Redaktionsmitglied verschiedener dermatologischer Zeitschriften. Prof. Korting wurde 1983 mit dem Gottron-Just-Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Ein Jahr später wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Seine Bemühungen um die ärztliche Ausbildung wurden mit der Ernst-von-Bergmann-Plakette gewürdigt. Fortwährendes Zeugnis seiner außergewöhnlichen klinischen Fertigkeiten und seines steten Bemühens, die Dermatologie in Beziehung zu den anderen Disziplinen zu setzen sind seine national und international anerkannten Bücher: „Haut und Auge“, Atlas der Hals- Nasen-Ohren-Krankheiten“, „Praktische Dermatologie der Genitalregion“, „Hautkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen“, „Die Haut im Alter und Ihre Krankheiten“, „Dermatologische Notfälle in Klinik und Praxis“ (zusammen mit Prof. Brehm) und die „Dermatologische Differentialdiagnose“ (zusammen mit Dr. Denk). Insgesamt mehr als 450 Originalarbeiten, zahlreiche Handbucheinträge und Monographien dokumentieren das umfangreiche Schaffen Prof. Kortings.

 

 

(F. Butsch)

 

 

Literatur